Das RegBüro Hannover, Shazadi Simone Paulyn und Nada Sabine Reimann, berichtet aus Kairo.
Im Basar (Suq) sind die Straßen nach Waren aufgeteilt. Unser Weg führt uns zu Ayman, dem Zeltmacher. Die Zeltmacher
haben ihre Werkstätten in der Qasaba Radwan Bey, der einzigen überdachten Marktstraße Kairos, die heute noch existiert. Sie wurde 1650
fertiggestellt. Damals waren die meisten Märkte zum Schutz gegen die Sonne mit Holz oder großen Zeltplanen gedeckt. Bis heute werden hier die
großen Zeltplanen hergestellt, die für Hochzeiten, Beerdigungen und Heiligenfeste benötigt werden.
Wir finden Ayman nicht gleich und die anderen Geschäftsleute sind uns gern behilflich.
In die Straße der Zeltmacher kommen nur wenige Touristen, weil sie nicht im Zentrum des Touristenbasars des Khan-al-Khalili in
der Altstadt liegt.
Bis vor zehn Jahren nähten die Zeltmacher noch die Zeltwände in Patchworktechnik. Die Zelte wurden für große Feiern wie Hochzeiten,
Beerdigungen und religiöse Feste für die Gäste aufgestellt.
Aus Kostengründen werden die Stoffe heute nicht mehr genäht sondern gedruckt. Die Zeltmacher verkaufen Wandbehänge, Taschen, Kissenbezüge und
Decken unterschiedlicher Größe.
Aymans Laden ist ca. zehn qm groß. Nebenan befindet sich ein weiterer, in dem die Familienmitglieder die Waren fertigen.
Mit Ayman führten wir folgendes Interview:
RegBüro: Ayman, wie lange besteht dein Familienunternehmen?
Ayman: Seit 85 Jahren. Mein Großvater hat es gegründet.
RegBüro: Wie viele Familienmitglieder arbeiten hier?
Ayman: Hier arbeiten 12 Familienmitglieder aus drei Generationen.
RegBüro: Können alle davon leben?
Ayman: Ja, wir können alle davon leben, aber eben nur leben. Das Einkommen ist, je nach Tagesgeschäft, sehr unterschiedlich.
Es ist von den Touristen abhängig. Sie kommen eher nicht in diese kleine Straße, weil sie abgelegen ist und sich nicht auf dem Touristenbasar
befindet. Hier gibt es nur Zeltmacher, aber kein Marketing.
RegBüro: Welche Motive stellt ihr her?
Ayman: Es gibt vier verschiedene Motive: islamische Designs aus den Moscheen, Lotus,(pharaonische Motive), das Paradies und
Kalligraphie.
Ayman hatte vor einigen Jahren das Glück, sein Kunstgewerbe auf einer Ausstellung in Australien präsentieren zu können. Er ist
darauf sehr stolz und zeigt uns die mittlerweile vergilbten Zeitungsausschnitte. Die Gattin des australischen Botschafters beschäftigt sich mit
ähnlichen Arbeiten. Diese werden allerdings maschinell gefertigt. Sie gab Ayman die Möglichkeit, seine Handarbeit zu zeigen.
Wir bedankten uns bei Ayman für das Interview, welches wir gemütlich bei einer Tasse „Kakadee“ in seinem kleinen Laden führten. Natürlich
versprechen wir ihm, bei unserem nächsten Besuch eine „Chorika“ mit unserem Bericht und den Fotos mitzubringen!! Nachdem wir uns mit Geschenken
und Mitbringseln bei ihm eingedeckt haben, sind alle zufrieden und wir verabschieden uns von Ayman.